Tell adh-Dhahab al-Gharbi

Ausgrabung der Wehranlage
vom August 2005

Forschungsergebnisse des Tulul adh-Dhahab-Projekts

Der westliche der Tulul adh-Dhahab
Auf den beiden obersten Terrassen des Hügels sind bislang drei Siedlungsphasen archäologisch nachgewiesen. (I) Die älteste Besiedlung stammt aus der Zeit zwischen 1300 und 970 v. Chr. (nach 14C-Daten); bislang sind keine zugehörigen Baureste nachgewiesen, aber Schichten und Funde. Zumindest ein Vorgänger der Befestigungsmauer, die Terrasse I und II umschließt, gehört ebenfalls in diese Zeit. Die in der jüngeren Architektur (II-III) als Baumaterial verbauten Steine mit Ritzzeichnungen könnten von einem Kult- oder Repräsentationsbau dieser ältesten Phase oder etwas später aus der Zeit 900-700 v. Chr. stammen. Die drei bislang gefundenen größeren und deutbaren Fragmente zeigen (a) den Kopf eines geschmückten Löwen, (b) eine Frau oder ein Kind mit einer Ziege, und (c) eine mit (a-b) stilistisch verwandte Darstellung zweier (sitzender?) bartloser Personen, die jeweils ein deutlich ihre Köpfe überragendes Instrument vor sich halten, möglicherweise eine Harfe. - (II) In bislang nur kleinen Ausschnitten sind auf der obersten Terrasse Fundamente von Bauten nachgewiesen, die in der Zeit 375 - 175 v. Chr. errichtet und beim Bau der jüngsten Phase niedergelegt wurden. - (III) Auf dem obersten Plateau stand zuletzt eine palastartige Anlage von etwa 30 x 30 m Größe mit zwei nach Osten vorgelagerten, aneinander grenzenden Peristylhöfen von je ca. 15 x 15 m Größe. Die Architekturfragmente dieses Palasts werden stilistisch hellenistisch bzw. in späte hasmonäische Zeit datiert, Münzen und 14C-Daten erhärten diesen Zeitansatz. Detailbefunde lassen vermuten, dass diese Architektur z.T. zweigeschossig war und neben Stein auch Lehmziegel als Baumaterial verwendet wurden. Dieser Palast endete mit einem Brandereignis vermutlich nach ca. 50-25 v. Chr., danach wurde die Anlage geräumt und nicht wieder genutzt. Später ist das noch aufrecht Stehende bei einem Erdbeben zusammengestürzt, vermeintlich im vierten Jahrhundert n.Chr.

Frau (oder Kind?) mit Ziege
Musikanten
Löwenkopf



Die beiden obersten Terrassen werden am steilen West-, Süd- und Ostabhang von einer heute in längeren Abschnitten noch etwa 0,5 - 1,5 m hoch erhaltenen Mauer umgeben. An ihre Innenseite sind raumartige Fundamentzüge gesetzt. Der Schicht- und Zeitzusammenhang dieser Stadtmauer mit den beiden aufeinander folgenden Palästen (II und III) konnte noch nicht geklärt werden. Weiter unten, etwa auf halber Höhe, haben die Untersuchungen eine weitere, zuvor unbekannte mächtige Wehranlage aufgedeckt, die die von Natur her besser zugängliche Nordseite des etwa 120 m hohen Hügels abriegelte und schützte.

Mit den bisherigen Kampagnen haben wir nicht nur unsere Ziele erreicht, sondern auch aufsehenerregende Artefakte gefunden:
  1. die bereits ausgegrabenen Quadranten (Peristylhöfe und angrenzende Gebäude) auf dem Gipfelplateau des westlichen der Zwillingshügel, auf Terrasse I, haben wir nun (besonders hinsichtlich unserer in Arbeit befindlichen Publikation) vollständig dokumentiert
  2. es ist nun bewiesen, daß sich die bereits beobachtete Brandschicht in allen Quadranten findet, so daß es jetzt so aussieht, als ob die Zerstörung der ursprünglich hellenistischen Anlage in zwei Phasen verlaufen wäre: Zunächst wurden die untersuchten Gebäude durch Brand zerstört (durch die Hasmonäer?), wobei aber die Peristylhöfe stehen blieben; aber erst nach Jahrzehnten, in einer zweiten Phase, kamen die Säulen der Peristylhöfe infolge eines starken Erdbebens zum Einsturz
  3. endlich haben wir Inschriften gefunden, und zwar nahe des Stylobats einer der herzförmigen Peristylsäulen, griechische Buchstaben (z.B. „dem Gott Zeus gehörig“) auf eiförmigen Bleiobjekten, den seltenen sog. Schleuderbleien, die allerdings nicht benutzt waren: Damit ist erwiesen, daß die Insassen der Festung unmittelbar vor dem Brand Seleukiden oder späte Ammoniter (Theodoros, Sohn des Zenon?) gewesen sein dürften.
  4. durch die bewährte Mitwirkung von Frau Dr. Andrea Büsing-Kolbe als Fundverwalterin sind erstmalig aus den vielen Trümmern die wichtigsten Architekturfragmente gesammelt, dokumentiert und z.T. auch sichergestellt worden (in das Grabungshaus in Dayr Alla bzw. in das Magazin des Museums der Kreisstadt es-Salt), so daß wir nun auch die architektonische Gestaltung des Dachs der Peristylhöfe rekonstruieren und geschichtlich einordnen können.
  5. erstmalig wurde eine auf Grund der Keramik an den Fundamenten sicher in die Eisenzeit zu datierende Mauer gefunden. Es gibt also doch noch bauliche Reste aus der Eisenzeit auf Terrasse I !
  6. Herr Reinhardt hat 2011 dankenswerterweise wieder Luftaufnahmen des Grabungsgeländes von einem Drachen aus gemacht.
Quelle:
Th. Pola - M. al-Balawnah - E. Rehfeld - T. Krause, Fragments of Carved Stones from Tulul adh-Dhahab in the Lower Wadi az-Zarqã. In: Journal of Epigraphy and Rock Drawings, Bd. 3, 2009, 17-24.


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